12. Juli 2020

Austria beyond „Gruener“

Das war die Headline eines Online-Tastings für Pall Mall 67 in London. Der Private Members Club in London ist DIE Weininstitution schlechthin in London. Ein Heer von Sommeliers wuselt normalerweise durch die Etagen dieses Hauses. Einige tausende Bins findet man auf der Weinkarte, an die hundert Weine werden glasweise ausgeschenkt und die angesagtesten Verkostungen und Master Classes finden hier statt.

Aber Covid-19 hat auch vor dieser Institution, die unter anderem von Ronan Sayburn, Master Sommelier und seines Zeichens CEO des Court of Master Sommeliers, geleitet wird, nicht Halt gemacht. Im Moment sind viele Somms dazu gezwungen, die Bühne zu wechseln – vom Restaurantparkett in den digitalen Raum zu Onlineverkostungen und Weiterbildung.

Austria = Gruener ... and more

Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, bei der Fortbildungsserie des Pall Mall 67 die österreichische Fahne hochzuhalten und dieses spezielle Tasting zu halten. Sechs grandiose Rebsorten, auf die wir in Österreich mehr als stolz sein können, wurden hergezeigt. So konnte sich jeder Teilnehmer persönlich ein Bild davon machen und erschmecken – Proben der Weine wurden zugesandt –, was in Österreich momentan abseits des Grüner noch so passiert.

Welschriesling Weinstock Alte Reben 2015 – Armin Tement

Startflasche oder besser gesagt im Startglas war ein Welschriesling Weinstock Alte Reben 2015 von Armin Tement. Die Trauben stammen aus einer alten Welschrieslingparzelle in der Lage Zieregg und bleiben 24 Monate auf der Feinhefe. Zu Unrecht des öfteren als einfach oder banal abgestempelt, hat man mit diesem Wein ein Paradebeispiel des Welschriesling-Möglichen im Glas. Muschelschale, Grapefruit, Meeresbrise und Salz am Gaumen kommen als erstes hervor. Grandioser Wein, der mit Luft zulegt und zulegt. Banal ist hier mal gar nichts.

Leithaberg DAC 2017 – Georg Prieler

Ein Weißburgunder war der zweite Wein. Leider wird diese Rebsorte immer wieder übersehen. Eleganz statt Power, Understatement statt Aufgesetztheit und grandioser Trinkspaß bei dementsprechender Behandlung des Winzers. Der Leithaberg DAC 2017 von Georg Prieler steht genau für diese Attribute. Hier trifft die kalkige, frische Säure auf nicht zu reife Früchte und langen Abgang. Für mich ein Wolf im Schafspelz.

Garten Eden 2016 – Michi Wenzel

Furmint war der dritte im Bunde, und zwar der Garten Eden 2016 von Michi Wenzel aus Rust. Diese hochelegante Rebsorte war DIE Weißweinrebe der Donaumonarchie. Leider zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit geraten, erlebt der Furmint gerade eine Renaissance. Wirkliche Menge gibt es leider noch nicht, da gerade einmal 11 Hektar in Österreich gepflanzt werden. Michis Opa hat die ersten Reben in den 80ern noch durch den eisernen Vorhang geschmuggelt. Garten Eden bezieht sich auf den Weingarten und den Furmint-Klon Eden und voilà – fertig war der Name. Für mich der Chenin blanc des pannonischen Raumes, der aber etwas gelbfleischiger ist.

Ex Vero II 2015 – Ewald Tscheppe

Ex Vero II 2015 von Ewald Tscheppe war der nächste Kandidat. Hier trifft Sauvignon blanc mit etwas Chardonnay auf Opok. Ein super Vertreter der Low Intervention Wines, der mit Rauchigkeit, Tiefe und Struktur aber sowas von zu überzeugen weiß. Das II steht für den Wein aus der Mitte des Hanges. Es gibt des Weiteren noch den I von dem unteren, etwas flacheren Weingarten und III vom steilsten Teil. Trinkreife? Der Wein ist gerade am Start der Evolution und hat alle Attribute für eine sehr lange Trinkkurve.

St. Laurent Donnerskirchen 2014 – Hannes Schuster

Weiter ging es mit Rot und zwar einem St. Laurent von Hannes Schuster. 2014 wurde ja leider von Anfang zum schwachen, fast verachtenswerten Jahrgang erklärt. Ich finde, im Gegenteil, dass die besten Weine dieses Jahrganges grandios sind. Finesse, Eleganz, Frische und Klarheit verbinden sie und der 2014 Donnerskirchen ist hier ein mustergültiges Beispiel. Kirschfrucht mit Rauchigkeit, erdige Untertöne mit Blumigkeit und super integrierte Säure sowie feine Tannine sind eine Bank. Grandioser Wein.

Blaufränkisch Alte Reben 2015 – Christoph Wachter-Wiesler

Last but not least gab es einen Blaufränkisch vom Eisenberg. Der Wein Alte Reben 2015 von Christoph Wachter-Wiesler zeigte eindrucksvoll, wo der Blaufränkisch-Hammer hängt. Dunkle Frucht, Pfeffer, Würze, Olive, Lorbeer und Kräuter sind eine Ansage. Alles zusammen sehr harmonisch, aber bitte nicht schmeichelnd. Der Wein hat Power, ohne zu viel Alkohol, hat Charakter und die Eisenbergtiefe. Top!

Brilliant, no matter what the circumstances

Eine Stunde virtueller Reise durch das Weinland Österreich war schnell vorbei. Eine Verkostung in Zeiten des Corona-Lockdowns: nicht face-to-face, sondern face-to-screen, nicht in den Weinbergen, sondern in den eigenen vier Wänden. Aber auch wenn die Rahmenbedingungen andere waren als sonst – die österreichischen Weine glänzten wie gewohnt und unbeeindruckt von der Ausnahmesituation, in der sie verkostet werden durften.

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