27. Februar 2020
Weintrophäen – nein, danke
Jeder kennt diese Weine, die einem leidtun können.
Große Namen, vielleicht noch in Kombination mit einem vermeintlich großen Jahrgang am Etikett und die Sache ist gegessen. Gegessen im Sinne von „zur Oxidation freigegeben“ und leider kann sich keine dieser Flaschen wehren, denn ansonsten würden einem die Korken um die Ohren fliegen.
Szenario eins:
Zu Besuch bei einem Weinliebhaber, der voller Stolz seine Sammlung edler Tropfen runterrattert mit dazugehöriger, auswendig gelernter Punktetabelle. O-Ton: „Schau, was i hob, a Wahnsinn – 99 Punkte.“ Desaströse Gegenfrage: „Wie schmeckt er? Wann hast du die letzte aufgemacht?“ Was mit einem „Bist deppert, der is ja so teuer, den mach ich nit auf“ quittiert wird.
Das Problem: Wein ist dazu gedacht, Freude zu bereiten, mit Freunden genossen und getrunken zu werden und nicht im Scheinwerferlicht kaputtzugehen.
Szenario zwei:
„Alex, ich habe letzte Woche 298 Punkte getrunken.“ „Perfekt, gratuliere welche Weine waren es denn?“ Danach folgt die Aufzählung mit Kommentaren meinerseits, dass dieser und jener Wein so und so geschmeckt haben sollte. Auf die Frage, ob die Weine der Runde gemundet haben, wird verdutzt geantwortet: „Na sicher, waren ja 298 Punkte!“
Das Problem: Am Ziel vorbeigetrunken würde ich mal behaupten. Jeder sollte sich seinen eigenen Geschmack leisten und nicht Punkten, Sternderln oder grünen Margeriten nachjagen. Bewertungen sind gut als Anhaltspunkt, aber auch nicht mehr.
Daher sollte das Motto lauten: Wenn ich die Kellertüre öffne und das Licht aufdrehe, sollte jede Flasche anfangen zu zittern – denn sie könnte die nächste sein!