15. April 2021
Wöd Wösch
Wösch, wie der Welschriesling liebevoll genannt wird, ist in Österreich die zweitmeistangebaute Weißweintraube nach dem Grünen Veltliner. Wenige Rebsorten laufen in Österreich bei Weinliebhabern so unter dem Radar wie der Welschriesling. Sehr zu unrecht wird er als schlicht und trivial wahrgenommen – höchstens als Spritzwein zu gebrauchen. Vor allem die junge und dynamische Riege südsteirischer und burgenländischer Winzer hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, das volle Potential dieser terroirbetonten Traube in die Flasche zu bringen und den Weinen den Glanz zu verleihen, den sie verdienen. Mit Erfolg.
Etwas über 7 Prozent der gesamten Weinbaufläche in Österreich gehen auf das Konto des vermeintlichen Underdogs Welschriesling. Er gedeiht auf unterschiedlichen Böden sehr gut, ist nie vordergründig aromatisch und mit einem markanten Säurerückgrat gesegnet. Die Wöd-Wösch-Edition präsentiert die Vorreiter der neuen Wösch-Szene und zeigt die Möglichkeiten dieser Rebsorte in Sachen Boden und Stile auf. Wohin die Reise geht, wird uns die Zeit zeigen. Es bleibt spannend.
Vom Spätzünder zum Durchstarter
Der Welschriesling treibt spät aus und reift auch relativ spät, somit sollte er eigentlich in sehr guten oder den besten Lagen wurzeln. Leider wird er aber sehr oft übersehen oder simpel und eindimensional vinifiziert. Seine ausgeprägte Säure ist sehr spannend für die Süßweinproduktion, kann aber auch ein wesentliches Rückgrat bei der Reifung großer Weine sein. Auch sollte der Welschriesling im Weingarten gut bewirtschaftet werden, da er eine ertragreiche Rebsorte ist und eine Ausdünnung für dementsprechende Qualität braucht.
Der Welschriesling wird in den letzten Jahren in Österreich neu interpretiert, sei es durch eine Vergärung mit Naturhefe, Maischegärung, längeren Hefekontakt, aber auch Fassreifung. Einige engagierte Winzer sind dran, diese oftmals lieblos behandelte Rebsorte wieder auf Vordermann zu bringen und ihr einen neuen Ruf zu verschaffen. Der Welschriesling kann definitiv mehr als Partner im Spritzer zu sein.
Wöd Wösch wos ...?
Welschriesling hat trotz der Namensähnlichkeit nichts mit Riesling zu tun. Eine Theorie behauptet, „Welsch“ verweise auf die Wallachei in Rumänien. Eine weitere Theorie besagt, „Welsch“ bedeute „fremd“, sozusagen falscher Riesling, und geht davon aus, dass der Welschriesling eigentlich aus der Champagne in Frankreich stammt. Eine weitere These sieht den Welschriesling ursprünglich in Norditalien beheimatet, hier wird er Riesling Italico genannt. Alles in allem ist man sich bis heute eigentlich nicht sicher, woher diese Rebsorte wirklich stammt. Verlässlich belegt ist aber, dass der nächste Verwandte definitiv der Elbling ist, eine uralte weiße Rebsorte, die schon von den Römern an der Mosel kultiviert wurde. Überraschenderweise gibt es eine DNA-Übereinstimmung des Welschrieslings mit der Borba-Rebe, einer spanischen Weißweinsorte aus Ribera del Guadiana.
Es gibt rund 80 Synonyme für Welschriesling, was die große Verbreitung der Rebe belegt. In Ungarn kennt man sie zum Beispiel unter Olasrizling, in Slowenien wird sie Laški Riesling genannt und in Kroatien Graševina. Oder auch Aligoté, Meslier de Champagne oder Petit Meslier in der Champagne.
Bottle #1
Welschriesling 2019
Weingut Rebenhof
Ratsch an der Weinstraße | Südsteiermark
Bottle #2
Olaszriesling 2019
Weingut Wachter-Wiesler
Deutsch-Schützen | Eisenberg
Bottle #3
Welschriesling vom Opok 2018
Weingut Werlitsch
Leutschach | Südsteiermark
Bottle #4
Welschriesling vom Opok 2018
Weingut Tauss
Leutschach | Südsteiermark
Bottle #5
Welschriesling Alte Reben 2019
Weingut Velich
Apetlon | Neusiedlersee
Bottle #6
Welschriesling Weinstock Alte Reben 2015
Weingut Tement
Berghausen | Südsteiermark